Motorradreise
  6. Reisebericht
 

6. Reisebericht 30.1.09

  Argentinien

  Chile

                                                  Feuerland - Tierra del Fuego

Von Ushuaia geht’s ab dem Norden entgegen, bei eisigen 5 Grad. Die warme Odlo-Unterwäsche montiert, erzwingen wir den schönen Pass, brrrr. Eine Etappe von ca. 400km liegt vor uns. Im Flachland steigt die Temperatur wieder auf 12 Grad, schön. Nachdem die wiederum langweiligen Grenzformalitäten absolviert sind (Argentinien AUS Chile EIN), folgt eine 110km lange Schüttelpartie. 

Als zusätzliche Erschwernis beginnt es auch noch zu regnen. Mit etwas weniger Luft in den Reifen lässt sich die Schotterpiste einfacher befahren und so schaffen wir die ungemütliche Strecke zur Fähre, welche uns über die Wasserstrasse von Magelan bringt.
 
Alles was wir bis anhin über starken Wind geschrieben haben, müssen wir nach diesem Tag revidieren, das waren nämlich im Vergleich bloss Lufthäuchchen gewesen. Zwar bei schönem Sonnenschein und wieder ca. 17 Grad erleben wir einen Wind, den wir uns bislang nicht in unseren Träumen hätten vorstellen können. Es übersteigt alles vorher Bekannte.
Seine Böen fegen uns fast wortwörtlich von der Strasse. Weiss es nicht genau, aber sicher über 100km/h. Der Spritverbrauch schnellt von durchschnittlich 7 Liter auf  7,6 hoch. Bei einem Halt fliegt Simons Brille fort wie ein Stück Papier, wir können sie zum Glück am anderen Strassenrand Richtung Meer wiederfinden, da sie in einem Busch hängenbleibt, nochmals Schwein gehabt. 

Es sind noch 50km bis Punta Arenas, kein Hotel weit und breit und an campieren ist bei diesen Windverhältnissen wirklich nicht zu denken. Auf einer Estancia (Farm) am Strassenrand fragen wir, ob wir uns kurz unterstellen dürfen, da sich das nächste Gewitter nähert. Es ist unglaublich, was wir da erfahren dürfen. Als erstes wird uns eine reichhaltige Mahlzeit aufgetischt, dazu gibt’s heissen Kaffee und Tee. Danach bietet uns ein Chilene namens Salvatore ganz ungezwungen an, in seinem Haus zu übernachten. Diese Gastfreundschaft ist wirklich bemerkenswert, dass uns ein Einheimischer einfach so sein Haus überlässt. Nachdem er seinen Kamin einheizt und uns Bad und Küche zeigt, wo schon das Frühstück für den nächsten Tag bereitliegt, setzt er sich in seinen Picup und rast davon nach Punta Arenas. So kriegen wir ein heissersehntes Bad und ein gemütlich warmes Wohnzimmer einfach so für Nichts. Wir können es gar nicht fassen…
 
Begleitet vom tobenden, patagonischen Wind kämpfen wir uns in die 250km entfernte chilenische Hafenstadt Puerto Natales. Da treffen wir Dario von Reinach, er verbringt seinen Urlaub bei Verwandten auf einer grossen Farm, wo Pferde gezüchtet werden. Wir erhalten viele nützliche Tipps für unsere Weiterfahrt und erfahren einiges über’s Farmerleben in Chile.
Übrigens, in Argentinien leben 50 Mio. Rinder (das gibt einige Millionen feine LOMOS) 28 Mio. Schafe, über 3 Millionen Pferde und 1 Lama.

                          

Der wunderschöne Nationalpark Torres del Paine steht auf unserem Tagesplan. Die Zufahrt zum Park führt über eine 70km lange Schotterpiste. Die bunten Hügelzüge, welche zum wandern einladen sowie traumhafte türkisfarbene Seen werden uns unvergesslich in Erinnerung bleiben. Auf dieser Strecke treffen wir dann auch Robert und Duke aus Canada, sowie Anibal aus Chile, gebürtiger Argentinier. 

Robert fährt ebenfalls die gleiche BMW wie wir. Gemeinsam fahren wir weiter und erfreuen uns an den Sehenswürdigkeiten. Das erste Mal campieren ist angesagt. Wow, welch stürmische Nacht…

                 
 
El Calafate: viele von euch werden diesen Namen schon gehört oder vielleicht dieses niedliche Städtchen sogar schon besucht haben; einer der meist besuchten Orte Argentiniens. Eine herzige, kleine Touristenstadt am Fusse des spektakulären Perito Moreno Gletscher (nur 50 km weiter). Wir (Roberto, Simon und ich) finden eine tolle Hosteria El Galpõn del Glacier und beziehen unser traumhaftes Zimmer mit überwältiger Aussicht auf den 3. grössten See Südamerikas, den Lago Argentino. Bei genauerer Betrachtung können wir sogar schwimmende Eisklötze entdecken. Am nächsten Morgen, als die beiden Herren an ihren Motorrädern herumbasteln, mache ich mich auf, die Gegend auf dem Pferderücken auszukundschaften. Als Pferdeliebhaber habe ich diese Abwechslung natürlich sehr genossen. Es war herrlich (begleitet von einem Gaucho) über die unendlichen Weiten durch Schafherden und über Sanddünen dem Lago Argentino entlang zu galoppieren. 

                  

        

Am Nachmittag treffen wir uns, um den sagenhaften Perito Moreno Glacier zu besichtigen. Natürlich werden wir bei der Ankunft von vielen Reisenden umzingelt – es wollen alle wissen, woher wir kommen – wohin wir gehen. Es ist unglaublich, für welchen Wirbel man als Motorradreisender sorgt. Zurück zum Gletscher: das ist ein gigantisches Schauspiel. Ohrenbetäubender Lärm, dann fallen riesige Eisbrocken ins Wasser. Das Eis schimmert von eisblau bis königsblau auf einer Höhe von rund 60 m und einer Breite von 4 km.  

                 
  

  

Nächster Halt in El Chaltén, doch wo ist der berühmte Fitz Roy (3405m)? Dichte Wolkenwände verstecken alles. Warten wir halt bis morgen. Vormittags immer noch alles verhangen, doch dann – wie erst grad frisch gestrichen – erscheinen die Spitzen am Horizont.

                
 

Am 23. Januar 2009 frühmorgens (da ist weniger Wind) machen wir Drei uns auf den Weg auf die berühmt-berüchtige Ruta 40. Die Schilderung über die vom Regen überströmte, schlammige Schotterpiste überlasse ich lieber Simon, so fällt der Bericht sicherlich ein wenig besser aus, oder? Mir ist nämlich gar nicht mehr wohl, das ist doch keine befahrbare Strasse!!!  

 
Ruta 40, wie Helen schon erwähnt hat, so viel Positives kann ich ihr auch nicht abbekommen. Für mich war es sehr hart diesen Strassenabschnitt zu meistern. Helen hat sich übrigens als Sozia super verhalten. (Ich glaube nicht, dass ich hintendrauf so viel Mut und Ausdauer bewiesen hätte).
Aber nun zu ein paar Erlebnissen. Wir haben uns mit Robert aus Canada zusammen getan und bildeten nun einen Konvoi von 2 gleichen BMW Adventure Motorräder mit fast dem gleichen Zubehör um die x-hundert Kilometer Schotterstrasse zu bewältigen. So über Ripio oder eben Schotterstrasse gibt es ja so verschiedenes zu erzählen, die einen sind hart die andern ausgefahren usw. Eine Schotterstrasse lässt sich eigentlich gut meistern, nicht mit 200 Sachen wie die Rallye-Fahrer, aber doch flott mit 80 – 100km/h.




Strasse im Bau:                                                           Hier war die Welt noch in Ordnung:

 


                                                      Schon schwieriger zu fahren:

                                  

Mit Seitenwind wird es dann schon gefährlich!

                      
                         
 
Plötzlich wurde die Strasse zum losen Kies-Ablagerungsplatz, die Geschwindigkeit drosselten wir bis auf 40km/h runter. Das Heck versuchte sich zwischendurch nach vorne zu schieben und der Vorderreifen war meist am schwimmen. Der plötzlich einsetzende Regen machte die Sache nicht einfacher. Ich wäre am liebsten mit einem Motorrad BMW 600 alleine ohne Gepäck unterwegs. Die Strasse wurde schlimmer, der anhaltende Regen zwar nur leicht, versetze jedoch die erdigen Abschnitte in Schlammpisten. Einmal beim Anhalten ist das Vorderrad weggerutscht und wir sassen im Match. Glück gehabt - nichts passiert, gefährlich ist das nicht. Für Helen ist es jedoch eine Meisterleistung, sich aus dem eingebetteten Gepäck zu befreien und nicht mit den Beinen unter die Aluboxen zu kommen. Ich nehme an, dass das reiten seit Kindeszeit sicher hilfreich ist.

Bei einer Estancia legten wir eine Mittagpause ein und mutmassten über die Weiterreise, der Zufall war uns hold und Helen konnte mit Christian und Natalia, welche sich auf ihrer Hochzeitsreise auf der Ruta 40 befinden (ja, mal was ganz anderes), bis zur nächsten Estancia 80km im Auto mitfahren. Lieben Dank den Beiden.
                              

Robert und ich beschlossen ebenfalls, trotz den schlammigen Strassenabschnitten, die weitern 80km zu meistern. Eine Passage war so matschig, dass es Robert beidrehte und er in entgegengesetzter Richtung zu Boden kam. Der Vorderreifen war bis zu 2cm über Profil voll mit Erde. Mit Schraubenzieher wurde der Reifen gereinigt und wir konnten die Weiterfahrt fortsetzen.
Müde und einwenig genervt erreichten wir die Estancia, wo Helen schon bibbernd unsere Ankunft erwartete. Dann genehmigten wir uns ein wohlverdientes Bier.



Wir befanden uns in the middle of nothing und beschlossen somit auf der Farm zu übernachten und bessere, d.h. trocknere Strassenverhältnisse abzuwarten. Dies ist jedoch nicht so einfach zu entscheiden, was macht das Wetter in 100km? Bei der Estancia haben wir uns ein Lammfell erstanden, denn das Sitzen auf einem Lammfell ist viel angenehmer, kühler wenn’s heiss ist und wohlig warm wenn’s kalt ist.

Eine dreifache Bildfolge was so auf einer Estanzia abgeht:

  

Die nächste Etappe über etwa 300km ging nicht so schlecht und wir erreichten die Stadt Perito Moreno. Die Kleinstadt ist das Zentrum der Viehzüchter der Region, die sich hier mit allen Produkten der Zivilisation versorgen und liegt an der Laguna de los Cisnes(Schwanenlagune). Wie aber schon im Vorfeld erfahren, seien die nun folgenden 114km Ripio die schlimmsten……
Zwischendurch war es so als fuhren wir in einem Bachbett, lose grosse Schottersteine und diese haufenweise. Auch der Wind geizte nicht mehr mit seinen gemeinen Angriffen und machte es schwierig in der Spur zu bleiben. Ein Wegrifften hätte zum sicheren Sturz geführt. Erschöpft, aber immerhin ohne Sturz, erreichten wir dann die Asphaltstrasse, welch ein Traum so eine Asphaltstrasse mmmmmmmmmmh.

   

Ich hatte mehr Glück und keinen Sturtz konnte jedoch Robert helfen sein Motorrad zu reparieren.....

  
 
Helen’s Kommentar: Bring mich bitte an den nächsten Airport, das ist kein Vergnügen mehr… waren meine Worte bei der Ankunft in Rio Mayo, doch wir waren immer noch inmitten von Nichts… und weiter ging’s.
Ende Gut alles Gut die Rüttelparie ist überstanden:
Die Landschaft wird hügelig und grün, bergauf und bergab. Wunderschön. Irgendwann verlieren wir Robert, er hat vermutlich eine andere Abzweigung genommen. 

                                     

Bei einer Rast, wo wir ein feines Sorrentinos del trucha (Pasta mit Forelle) serviert bekommen, treffen wir den 62-jährigen Holländer Sjaak Ockermann. Er erzählt uns, dass er seit 16 Monaten von Alaska unterwegs ist mit dem Fahrrad!!! Sein Ziel Ushuaia Ende April. Diese Leistung ist nahezu unfassbar. Noch am selben Abend treffen wir in San Carlos de Bariloche ein. Wir finden Unterkunft in einem gemütlichen Hostel direkt am Lago Nahuel Huapi und es hat sogar WiFi. Hier wollen wir ein paar Tage ausspannen.
                 

                  

  
                               
 

Der Schweizer Bernardiner mit dem Schnapsfass und das teuerste Hotel in der Gegend Llao Llao.


bis bald Simon y Helen

www.motorradreise.de.tl/    7-.--Reisebericht.htm
 
 
   
 
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